Vorträge 2024

Wie passen Dürren und ein langfristig wasserreiches Sachsen zusammen?
Dr. Andreas Marx
Dienstag, 30. Januar 2024, 18 Uhr
GRASSI-Museum, Filmsaal, Johannisplatz 5 – 11
Eintritt: 5 €, Mitglieder frei

Die Dürreperiode seit 2018 hat in Deutschland für zahlreiche Schäden gesorgt: Vielerorts verzeichnete die Landwirtschaft Ernteeinbußen, die Forstwirtschaft dokumentierte hunderttausende Hektar geschädigter Wälder, Wasserversorger beklagten regionale Wasserknappheit und die Binnenschifffahrt wurde an Elbeabschnitten zeitweise eingestellt. Zukünftig muss damit gerechnet werden, dass unter Klimawandel das langanhaltende Extremereignis Dürre erneut auftreten und eine größere Rolle spielen wird. Trotzdem trocknet Sachsen nicht aus, und das verfügbare Wasser ändert sich langfristig nicht dramatisch. Im Vortrag wird erläutert, wie diese scheinbaren Gegensätze zusammenpassen.

Dr. Andreas Marx leitet das Mitteldeutsche Klimabüro am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ in Leipzig. Hier wird unter anderem der Deutsche Dürremonitor herausgegeben.

Der Nil: Lebensader, Konfliktfeld, Hoffnungsträger
Prof. Dr. Detlef Müller-Mahn
Dienstag, 27. Februar 2024, 18 Uhr
GRASSI-Museum, Filmsaal, Johannisplatz 5 – 11
Eintritt: 5 €, Mitglieder frei

Seit Jahrtausenden bildet der Nil die Lebensgrundlage für Millionen von Menschen im nordöstlichen Afrika. Doch aktuelle Entwicklungen verschärfen die Konkurrenz um das Wasser. Während in Äthiopien neue Staudämme für die Energiegewinnung und den Ausbau der Bewässerungswirtschaft entstehen, sieht Ägypten die Eingriffe in das Abflussregime als unmittelbare Bedrohung seiner vitalen Interessen. Verschärft werden die vielschichtigen Konflikte um das Nilwasser durch die Auswirkungen des Klimawandels, die Demographie und Prozesse der wirtschaftlichen Entwicklung. Der Vortrag stellt anhand von Projektbeispielen die Ursachen und Perspektiven dieser komplexen Problematik vor.

Prof. Dr. Detlef Müller-Mahn ist Seniorprofessor mit dem Schwerpunkt Geographische Entwicklungsforschung an der Universität Bonn. Aktuell forscht er u. a. zur politischen Ökologie der Wassernutzung, zu Landkonflikten, Aufforstung und Risikohandeln in Ostafrika.

Wie gehen wir mit psychischen Krisen um? Veränderungen seit 1990 sowie soziale und räumliche Unterschiede
Prof. Dr. Georg Schomerus
Dienstag, 19. März 2024, 18 Uhr
GRASSI-Museum, Filmsaal, Johannisplatz 5 – 11
Eintritt: 5 €, Mitglieder frei

In den Medien werden regelmäßig die Auswirkungen gesellschaftlicher oder globaler Krisen auf unsere seelische Gesundheit erörtert. Psychische Krankheit scheint kein Tabu mehr zu sein, im Gegenteil. Vieles spricht für eine Ausweitung und Normalisierung unseres Konzepts von psychischer Krankheit. Der Vortrag zeichnet nach, wie sich in Deutschland in den letzten 30 Jahren die Einstellungen zu psychischen Krankheiten und zum Umgang mit psychischen Krisen verändert haben. Der Vortrag untersucht, inwieweit ein Zusammenhang mit kulturellen und räumlichen Faktoren besteht, etwa dem Unterschied zwischen Stadt und Land bzw. zwischen verschiedenen soziokulturellen Milieus.

Prof. Dr. Georg Schomerus ist Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig und Professor an der Universität Leipzig.

Wissenschaftsdiplomatie – Eine Domäne für die Geographie?
Dr. Jan Marco Müller
Dienstag, 07. Mai 2024, 18 Uhr
GRASSI-Museum, Filmsaal, Johannisplatz 5 – 11
Eintritt: 5 €, Mitglieder frei

In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Wissenschaftsdiplomatie als ein eigenständiges Forschungsfeld etabliert. Obwohl die Geographie wichtige Beiträge zur Außenpolitik leistet, ist von ihr in den relevanten Debatten jedoch relativ wenig zu hören. Als Disziplin, die der Diplomatie wesensverwandter ist als die meisten anderen, muss sich die Geographie in den aktuellen Diskurs um die Wissenschaftsdiplomatie einbringen. Dieser eröffnet zugleich eine herausragende Gelegenheit, die politische und gesellschaftliche Relevanz der Geographie öffentlichkeitswirksam unter Beweis zu stellen und sie zu einem strategischen Partner der Diplomatie zu machen. Wenn die Geographie der Diplomatie nicht helfen kann, wer dann?

Dr. Jan Marco Müller ist Koordinator für Wissenschaftsdiplomatie und multilaterale Beziehungen in der Generaldirektion für Forschung und Innovation der Europäischen Kommission in Brüssel.

Die Grenzen der Ukraine – Koordinaten der politischen Geographie
PD Dr. Sabine von Löwis
Dienstag, 28. Mai 2024, 18 Uhr
GRASSI-Museum, Filmsaal, Johannisplatz 5 – 11
Eintritt: 5 €, Mitglieder frei

Die Auflösung von Imperien sowie die Gründung und Auflösung der Sowjetunion, die Entwicklung nationaler Eliten und Bewegungen und die daraus folgenden Staatenbildungen, damit verbundene Grenzkonflikte und Kriege, Verhandlungen und Friedensverträge trugen zur heutigen territorialen Form der Ukraine und ihrer Nachbarstaaten bei. Heute als unverrückbar angesehene Grenzen sind keine natürliche Erscheinung, sondern in komplexen historischen Prozessen entstandene Setzungen. Ihre Herstellung, Erhaltung oder Wiederherstellung können sowohl Konflikte auslösen als auch beilegen. Das gilt auch für die Ukraine, deren Grenzen in mehreren Phasen während des 20. Jahrhunderts festgelegt wurden.

PD Dr. Sabine von Löwis leitet den Forschungsschwerpunkt Konfliktdynamiken und Grenzregionen am Zentrum für Osteuropa- und internationale Studien (ZOiS), Berlin

Ein großer Deal – Die Restitution der Benin-Bronzen zwischen neokolonialer Verhandlung und historischer Aufarbeitung
Dr. Claus Deimel
Dienstag, 25. Juni 2024, 18 Uhr
Volkshochschule, Aula, Löhrstraße 3 – 7
Eintritt frei

Die Rückgabe der Benin-Bronzen an den nigerianischen Staat ging in die Geschichte ein als Wegbereitung auch zukünftiger Restitutionen von Kunstraub in kolonialen Zusammenhängen. Erst spät wurden Ansprüche der Nachfahren jener Sklaven bekannt, die Opfer des vom Benin-Adel mit zu verantwortetem Sklavenhandel wurden. Eine Aufarbeitung dieses Tatbestandes hat kaum stattgefunden. Gleichzeitig beschreiben Verantwortliche die Restitution von Kriegsraub unter ehemaligen Akteuren der Kolonialzeit als ein Symbol für die Identität Afrikas. Fragt sich, welche Identität gemeint ist: Die Identität neokolonialer Machthaber oder die jener Menschen, die bis heute unter ihnen zu leiden haben?

Dr. Claus Deimel war von 2004 bis 2013 Direktor der Staatlichen Ethnographischen Sammlungen Sachsen mit Museen in Leipzig, Dresden und Herrnhut. Seitdem ist er als freier Autor und Dokumentarfilmer tätig.

Das Wandern des Sachsen-Namens im frühneuzeitlichen Kartenbild
Prof. Dr. Peter Wiegand
Dienstag, 03. September 2024, 18 Uhr
GRASSI-Museum, Filmsaal, Johannisplatz 5 – 11
Eintritt: 5 €, Mitglieder frei

Nach dem Erwerb der sächsischen Kurwürde durch die Wettiner am 6. Januar 1423 ist der Name „Sachsen“ auf die Gebiete nördlich von Erzgebirge und Thüringer Wald übergegangen. So lautet ein weit verbreitetes Narrativ, dass nicht zuletzt die Identität des heutigen Bundeslandes Sachsen prägt. Wie diese „Wanderung“ verlief, wann sie ihr Ziel erreichte und welche Formen der Sachsen-Name auf seinem Weg von der Nordseeküste bis an die obere Elbe annahm, ist bislang kaum untersucht worden. Zur Beantwortung dieser Fragen bieten sich alte Karten an, die so unmittelbar wie kaum eine andere Quellengattung die Raumvorstellungen vergangener Zeiten spiegeln.

Prof. Dr. Peter Wiegand ist Leiter des Hauptstaatsarchivs Dresden des Sächsischen Staatsarchivs.

Soziale Innovation von Graffiti-Murals: Einblicke in die sozialgeographische Graffiti-Forschung
Dipl.-Geogr. Christopher Hilmer
Dienstag, 08. Oktober 2024, 18 Uhr
GRASSI-Museum, Filmsaal, Johannisplatz 5 – 11
Eintritt: 5 €, Mitglieder frei

Städte sind weltweit von einem Wandel ihres visuellen Erscheinungsbildes betroffen. Graffiti-Murals – mit Genehmigung und im monetä­ren Auftrag platzierte – riesige, teils mehrere Stockwerke überragende Wandbilder, überprägen seit Anfang des 21. Jahrhunderts Stadtbilder auf nahezu allen Kontinenten. Neben einer kunsthistorischen Einführung in das Kulturphänomen Graffiti(-Muralismus) zeichnet der Vortrag die sozial- sowie kulturgeographische Auseinandersetzung mit Graffiti chronologisch nach und verortet sie innerhalb des interdisziplinären Feldes der Graffiti-Forschung. Abschließend wird dargestellt, wie Graffiti-Murals aktuell in postmoderne Stadtentwicklungskonzepte als eine soziale Innovation Einzug nehmen.

Christopher Hilmer ist freiberuflich als Graffiti-Forscher tätig und arbeitet zur Zeit angestellt im Klimaschutzmanagement.

Handlungsansätze für eine naturverträgliche Energiewende
Dipl.–Ing. Kathrin Ammermann
Dienstag, 12. November 2024, 18 Uhr
GRASSI-Museum, Filmsaal, Johannisplatz 5 – 11
Eintritt: 5 €, Mitglieder frei

Die Gestaltung und Umsetzung der Energiewende ist eine Herkules­aufgabe mit Bezügen zu fast allen unseren Lebensbereichen sowie den natürlichen Lebensgrundlagen. Für die Erzeugung und Versorgung mit erneuerbaren Energien wird Fläche benötigt und damit erhöht sich die Konkurrenz um die ohnehin knappen Flächenressourcen. Der Zubau an Windenergie- und PV-Anlagen ist nicht mehr zu übersehen und hat Auswirkungen auf unsere Landschaft und die Tier- und Pflanzenwelt. Umso wichtiger ist es, Handlungsansätze für einen naturverträglichen und nachhaltigen Umbau des Energiesystems zu finden und damit zur Akzeptanz für diesen tiefgreifenden Wandel beizutragen. Im Vortrag steht die Perspektive des Naturschutzes im Fokus.

Dipl.–Ing. Kathrin Ammermann leitet am Bundesamt für Naturschutz (BfN) in Leipzig das Fachgebiet „Naturschutz und erneuerbare Energien“.

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